Chronik

Hier finden Sie / findet ihr eine Auswahl unserer Projekte und Veranstaltungen der letzten Jahre.

ReMembering Leipzig (seit 2017, fortlaufend)

Remembering Leipzig

Die Idee war zunächst eine Datenbank. Die Datenbank enthält Daten. Die Daten sind biographisch, die Biographien sind Geschichten. Die Geschichten stammen von ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, nacherzählt werden sie von Jugendlichen und Erwachsenen heute. Die Gegenwart leiht der Vergangenheit ihre Stimme, um in der Zukunft gehört zu werden.

„ReMembering“ startete 2017 als Initiativprojekt und verknüpft digitale Stadtgeschichte mit Bildungsarbeit. Es entstand eine Webpräsenz mit Stadtplan. Markiert sind die Orte, zu denen Lebenserinnerungen vorliegen oder Forschungsmaterial und Mikrohörstücke laden dazu ein, Menschen zuzuhören, ihre Geschichten kennenzulernen.

Das Projekt ist ausdrücklich so angelegt, dass es auch weiterhin Interessierte selbstständig daran arbeiten können. Lehrer*innen, Intitativen, Vereine sowie alle Bürger*innen sind eingeladen, sich zu beteiligen. Dies kann ganz unterschiedlich aussehen, kontaktieren Sie / kontaktiert uns gern dazu und wir melden uns bei Ihnen / bei euch.

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Publikation: Broder, Cerf & Löbl – Nachbarn auf Zeit (2017)

Leipzig zwischen 1900 und 1941: Moses Broder gründet ein bald expandierendes Metallwaren-Unternehmen, die Cerfs sind als Rechtsanwälte, Kaufleute und Künstler bekannt, die Löbls im Rauchwarengeschäft erfolgreich – die Familien sind selbstverständlicher Teil der städtischen Nachbarschaft. Es folgen Inhaftierungen und Emigration, Deportation und Ermordung, aber auch mutige Zivilcourage, Widerstand und Neubeginn. Ergänzt durch zahlreiche Fotografien sowie Briefe und viele andere Dokumente aus Privatbesitz lassen Jane Wegewitz und Tom Pürschel ein besonderes Familienalbum entstehen, das zugleich ein Stück jüdischer Geschichte Leipzigs von 1900 bis 1941 erzählt: vom Ankommen in einer wachsenden Stadt, von Neuanfängen und vom Alltagsleben sowie von existenziellen Umbrüchen.

Sprache: Deutsch, Englisch
144 Seiten, Klappenbroschur
80 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-189-3
Gestaltung: Franziska Frenzel
Erschienen: 2017 bei Hentrich & Hentrich

Buchpremieren-Lesung im Leipziger Westflügel im Rahmen der Buchmesse

(März 2017)

Next Door Neighbours (2014–2017)

Im Spätsommer 2014 begannen wir mit der Recherche zu jüdischen Einwohner*innen im Leipziger Stadtteil Schleußig. Waren wir anfangs noch skeptisch, ob wir mit unserer Suche Erfolg haben würden, zählten wir bereits wenige Wochen nach Beginn unserer Arbeit etwa 40 Namen von Frauen und Männern jüdischer Herkunft, die hier Tür an Tür mit den anderen Bewohner*innen des Quartiers gelebt haben. Nach neun Monaten der Recherche mündete unsere Arbeit in eine Ausstellung sowie eine Website.

Ausstellungseröffnung 2015 (Kanzlei Maslaton)

Detailansichten der Ausstellung 2016 (Bethanienkirche Leipzig)

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Videoprojekt "Geschichte aus dem Interim" 2019

2019 luden wir Passantinnen und Passanten zum 10-minütigem Videointerview, um ihre Erinnerungen an '89 aufzuzeichnen und mit anderen zu teilen. Was waren die Hoffnungen, was die Ängste in der Zeit des Umbruchs?

Mobiles Aufnahmestudio war ein kleiner Wohnwagen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz und an drei Tagen entstanden 15 filmische Miniaturen, die von unterschiedlichsten Erfahrungen erzählen auf dem Weg zur „Deutschen Einheit“, zum Beitritt der DDR zur BRD am 3.10.1990.

Die entstandenen Videos wurden 2019 im Programm des FREI_RAUMS für Demokratie und Dialog der Stiftung Friedliche Revolution und im INTERIM der Cinémathèque Leipzig öffentlich gezeigt. Mit Dank an die Beteiligten stellen wir sie nun online für alle, die interessiert sind an den verschiedenen Aspekten der „Geschichte aus dem Interim“:

https://www.dailymotion.com/video/x7whqbj

https://www.dailymotion.com/video/x7whpkr

https://www.dailymotion.com/video/x7whp0h

Netzwerktag 8.11.2018

2018 organisierten wir einen Netzwerktag, Anlass war das Gedenken an 80 Jahre „Polenaktion“ und die Novemberpogrome.  

Am Vormittag fand zunächst ein Workshop für Lehrer*innen und Geschichts-didaktiker*innen statt, in dem wir unser Projekt „ReMembering – Jüdische Lebenserinnerungen“ mit seinen Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht vor sowie verschieden Möglichkeiten der biografischen Recherche (u.a. Online- Datenbanken) vorstellten. Außerdem warben wir bei den Teilnehmenden dafür, eigene Projekte mit Schüler*innen durchzuführen und die Ergebnisse im Rahmen von „ReMembering“ zu veröffentlichen. Wir erprobten die Anwendung der bereits online verfügbaren Mikrohörstücke zur jüdischen Geschichte von Leipzig bei einem kurzen Spaziergang im Waldstraßenviertel und traten mit den Teilnehmenden in einen Dialog zu möglichen Workshop-Konzepten. Ab 14 Uhr öffneten die Türen des Ariowitsch-Hauses für die Öffentlichkeit und das Publikum konnte sich an Infoständen über Projekte und Initiativen informieren, die sich mit jüdischer und NS-Geschichte befassen und deren Engagement der Aufklärung über sowie der Prävention von Antisemitismus und Rassismus gilt.

14:45 Uhr begann das Programm des Nachmittags mit insgesamt neun kurzen Projektpräsentationen und Redebeiträgen. Achim Beier (AG Stolpersteine Leipzig) thematisierte in einem Impuls-Vortrag Schwierigkeiten der erinnerungskulturellen Arbeit, Bernd Karven (Polnisches Institut) den Umgang mit der Geschichte der sog. „Polenaktion“ in Polen. 

17 Uhr folgte die Podiumsdiskussion „Wegschauen, hinschauen, umschauen: Erinnerungskultur heute“ mit Cornelia Siebeck, Historikerin (Berlin) , Gabriela Langholf, Zentrum für Politische Schönheit (Berlin) , Dr. Enrico Heitzer , Gedenkstätte Sachsenhausen (Oranienburg) und Anna Schüller, Geschichtswerkstatt Sachsenburg/Vertreterin der sLAG (Chemnitz). Konkrete Fragen in den anderthalb Stunden waren: Wie läuft die Arbeit in einer Gedenkstätte ab? Wer wird erreicht durch diese Arbeit – und wer nicht? Und warum nicht? Wie muss sich Gedenkstättenarbeit verändern in einer Zukunft ohne Zeitzeugen (besonders für die NS-Geschichte) und angesichts von Digitalisierung? Gefragt wurde aber auch, ob klassische Gedenkstättenarbeit überhaupt noch zeitgemäß ist – ob es nicht vielmehr der Provokation bedarf, eines aktiveren Handelns – und wie sich aus all den verschiedenen Formen des Umgangs mit der Vergangenheit ein historisches Bewusstsein und eben eine Erinnerungskultur entwickeln kann.  

Im Anschluss an den Netzwerktag fand die Gedenkdemonstration „Erinnern – für eine offene Gesellschaft“ statt, initiiert vom Initiativkreis 9. November, in wir uns auch engagierten.